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Kirche Grave

Die Kirche wurde im Jahr 1614 als gotischer rechteckiger Saalbau gebaut. Über der rundbogigen Eingangstür die Inschrift: „cito veni Domine Jesu : 1614“ („Ich komme bald. Komm, Herr Jesus!) Ein Zitat aus dem neuen Testament – Off.22,20.

 

Zur Ausstattung gehörte ursprünglich ein blau-grau marmorierter Kanzelaltar aus dem 18. Jh. Im Zuge von Instantsetzungs- und Renovierungsarbeiten wurde das Kircheninneren der 2. Hälfte des 20. Jh. vollständig umgestaltet. Der Raum wurde aufgeteilt in einen Gottesdienstbereich und in einen Gemeinderaum mit Küche, Garderobe und Sanitäranlage. Entstanden ist in dem alten Gebäude so ein sehr benutzerfreundliches und variables kleines Gemeindezentrum.

 

Mehrere Bilder im Gemeinderaum zeigen den ursprünglichen Zustand. Im neu geschaffenen Gottesdienstbereich wurde ein um 1970 enstandenes Aluminiumgussbild von Gerhard Olbrich, Bremerhaven, mit dem segnenden Christus über dem Altar angebracht. Dieses Bild ist im Zuge der Neugestaltung von 2006 über der Ausgangstür angebracht worden. Wenn die Gottesdienstbesucher die Kirche verlassen, ist ihnen so der segnende Christus gegenwärtig.

 

Kirche Grave

 

Der Barock-Kronleuchter im Gottesdienstbereich ist aus Gelbguss und war schon im alten Kirchenraum vorhanden. Auf dem Altar zwei Scheibenleuchter aus Bronze mit der Jahreszahl 1624. Die große Altarbibel wurde von Pastor Krenge aus Ottenstein (seinerzeit Pfarrsitz für Grave) der Kirche zum 300. jährigen Jubiläum im Jahre 1914 gestiftet. Im Besitz der Kirchengemeinde ist ein sehr seltener gläserner Biedermeier-Abendmahlskelch mit Deckel aus der 1. Hälfte des 19. Jh. Hergestellt wurde der Kelch in der Sollingglashütte Schorborn.

 

Das dreiteilige Altarbild (Triptychon) ist der Mittelpunkt der Kirche in Grave. Es wurde 2005/2006 von dem Leipziger Künstler Michael Triegel geschaffen und am 5 Juni 2006 zusammen mit dem neuen Altar für den gottesdienst-lichen Gebrauch vom Landessuperintendent Dr. Krause, Göttingen, eingeweiht.

 

Kirche Grave

 

Der Maler entstammt dem Umfeld der „Leipziger Schule“, einer modernen Strömung gegenständlicher Malerei, zu deren Hauptvertretern Werner Tübke (1929 - 2004) und Bernhard Heisig (geb. 1925) zählen. Die Kosten betrugen rund 70.000 Euro, finanziert aus Spenden und Fördergeldern. Für den Künstler war es nach eigenen Angaben „…mein schönster Auftrag bisher.“
In Anlehnung an alte Meister wie Lucas Cranach zitiert Triegel vordergründig ein klassisches Altarbildprogramm: Jesu Geburt, Taufe, Abendmahl und – in der Rückansicht – Christus als Weltenrichter. Auf den Seitenflügeln sind als gemaltes Steinrelief Szenen aus dem Alten Testament in Typologie beigefügt: Mose schlägt Wasser aus dem Felsen, das Volk Israel sammelt die Himmelsspeise Manna. Die Motivik war dem Künstler im Wesentlichen vorgegeben.

 

Doch Triegel verweilt nicht beim bloßen Zitat christlicher Ikonographie: In virtuoser Technik kombiniert er Elemente traditioneller Bildsprache neu und befragt das Weltbild vergangener Jahrhunderte auf seine Gültigkeit. So wählt der Künstler als Grundlage für die Mitteltafel einen Vers aus dem 26. Kapitel des Buches Hiob: „Er spannt den Norden aus über dem Leeren und hängt die Erde über das Nichts“. Der Stall von Bethlehem schwebt wie eine Bühne an Schnüren in der dunklen Weite des Universums. Das imaginäre Publikum schaut ein zeitloses Drama über Geburt und Tod: Gott verstellt den Blick in das Nichts durch den Stall, dessen Dachbalken sich zu dem griechischen Buchstaben „Alpha“ formen – ein Symbol für den Anfang allen Lebens. In der Figur des Josef, dargestellt als Greis, wird der nahe Tod gegenwärtig.

Eine Reise durch das Altartriptychon von Michael Triegel gleicht einer beunruhigenden Fahrt in die Vergangenheit, welche den Betrachter immer wieder in die Gegenwart zurück wirft. Die vertrauten Szenerien erweisen sich bei näherem Hinsehen als doppelbödig und fremd. Unter der Oberfläche sinnlich schöner Figuren beginnt die Konfrontation mit nackter Menschlichkeit. Einem gegenwartsblinden Glauben, der die Renaissance alter Werte beschwört, fordert die Malerei Triegels die Auseinandersetzung mit dem Pluralismus der Sinnentwürfe des 21. Jahrhunderts ab. Das Altargemälde in Grave will ermutigen, im Dialog mit der Geschichte eine eigene Antwort auf die Frage zu finden, die Jesus im 8. Kapitel des Markusevangeliums seinen Jüngern stellt: „Wer sagt ihr, dass ich sei?“ (Imke Schwarz, Pastorin in Hittfeld)

 

 

Der sechseckige Renaissance-Taufstein aus rotem Sandstein ist mit ausgearbeiteten Fruchtgehängen, Engels- und Löwenköpfen geschmückt. Auf dem oberen Rand die Inschrift:

M(eister) JÜRGNE BOSTT:

 

Vor der Kirche befindet sich eine alte Grabplatte aus dem 18. Jh. Im Jahr 2011 wurden die asbesthaltigen Platten im unteren Teil des Eigangbereiches abgerissen und durch einen neuen Verputz ersetzt. Eine neue Kirchturmuhr der Fa. Zachariä, Leipzig konnte Dank Spenden aus der Gemeinde installiert werden.